Berlin, 14. März 2025 – Friedrich Merz, der designierte Bundeskanzler und Vorsitzende der CDU, steht wenige Wochen nach seinem Wahlsieg im Februar 2025 unter heftigem Beschuss. Was als Triumphzug der Union begann, droht in einem Sturm der Entrüstung zu enden. In sozialen Medien und auf der Straße wird Merz zunehmend als „Volksverräter“ und „Wahlbetrüger“ gebrandmarkt. Doch was steckt hinter diesen Vorwürfen, die das politische Klima in Deutschland spalten?
Der gebrochene Schuldenbremse-Schwur
Im Wahlkampf hatte Merz klare Kante gezeigt: Die Schuldenbremse, ein zentrales Element konservativer Wirtschaftspolitik, sollte unangetastet bleiben. „Keine neuen Schulden – wir müssen sparsam wirtschaften“, lautete sein Mantra, mit dem er Wähler aus dem bürgerlichen Lager mobilisierte. Doch kaum war die Wahl gewonnen, schlug die Union unter seiner Führung einen anderen Kurs ein. In Koalitionsverhandlungen mit der SPD und unter Druck der Grünen einigte sich Merz auf ein milliardenschweres Sondervermögen für Verteidigung und Infrastruktur – finanziert durch eine Lockerung der Schuldenbremse.
Kritiker werfen ihm vor, sein zentrales Wahlversprechen gebrochen zu haben. „Merz hat uns belogen“, sagt ein enttäuschter CDU-Wähler aus Bayern, der anonym bleiben möchte. „Er hat sich als Hardliner verkauft, nur um nach der Wahl weich wie Butter zu werden.“ In sozialen Medien wie X kursieren Posts, die Merz als „Wahlbetrüger“ bezeichnen und behaupten, er habe die Wähler bewusst getäuscht, um an die Macht zu kommen.
Ein Deal mit den Grünen – Verrat an der Basis?
Besonders brisant ist Merz’ Annäherung an die Grünen, eine Partei, die er im Wahlkampf noch scharf kritisiert hatte. Um das Finanzpaket durch den alten Bundestag zu peitschen, suchte er die Unterstützung der Grünen – und ging dafür weit. Zusagen von bis zu 50 Milliarden Euro für Klimaschutzprojekte, die aus dem Sondervermögen fließen sollen, lassen viele Unionsanhänger fassungslos zurück. „Das ist ein Verrat an unseren Werten“, empört sich ein CDU-Mitglied aus Nordrhein-Westfalen. „Merz verkauft unsere Prinzipien an die Öko-Ideologen.“
Die Verhandlungen mit den Grünen verliefen zudem chaotisch. Berichte über eine Mailbox-Nachricht, mit der Merz die Grünen-Spitze um Unterstützung bat, statt persönlich zu verhandeln, verstärken den Eindruck eines überforderten Kanzlerkandidaten. „Er zeigt weder Führungsstärke noch Rückgrat“, kommentiert ein politischer Analyst. Für viele ist dies ein weiterer Beleg, dass Merz seine Basis im Stich lässt.
Die internationale Dimension: Russland und Trump
Ein weiterer Vorwurf wiegt schwer: Merz’ Haltung in der internationalen Politik. Kritiker, darunter AfD-Politiker, behaupten, er habe während der Ukraine-Krise russische Narrative bedient, etwa durch seine Skepsis gegenüber Waffenlieferungen. „In unserer schwersten Krise hat er für Russland gearbeitet“, lautet ein harscher Kommentar auf X. Obwohl diese Anschuldigungen nicht bewiesen sind, nähren sie das Bild eines Mannes, der nationale Interessen opfert.
Hinzu kommt seine Reaktion auf die Politik Donald Trumps. Merz rechtfertigt das Schuldenpaket mit einer unsicheren Lage in den USA – doch für viele klingt das wie eine Ausrede. „Er nutzt Trump als Deckmantel, um seine Kehrtwende zu rechtfertigen“, sagt ein Politikwissenschaftler der FU Berlin.
Ein Kanzler ohne Vertrauen?
Die Umfragewerte sprechen Bände: Laut einer aktuellen Forsa-Umfrage vom März 2025 sinkt der Rückhalt für Merz selbst unter Unions-Anhängern. Nur noch 74 Prozent der CDU-Wähler halten ihn für einen guten Kanzler – ein Rückgang von 9 Punkten binnen einer Woche. „Merz hat das Vertrauen verspielt, bevor er überhaupt im Amt ist“, resümiert ein Kommentator der WELT.
Ob die Vorwürfe von „Volksverrat“ und „Wahlbetrug“ rechtlich oder moralisch haltbar sind, bleibt umstritten. Doch eines ist klar: Friedrich Merz steht vor der schwierigsten Phase seiner politischen Karriere. Kann er die Wogen glätten und seine Autorität wiederherstellen – oder wird sein Kanzlertraum an den eigenen Versprechen zerbrechen?