Das südchinesische Meer ist eine der wichtigsten Handelsrouten dieser Welt, und liegt natürlich sehr konfliktträchtig zwischen verschiedenen Anrainerländern. Die beiden Bullen im Ring sind natürlich (links) China und (rechts) die USA. Dazu kommen noch diverse asiatische Länder, die teilweise eher auf Seiten Chinas stehen, aber auch auf Seiten der USA.
Auf dem Hintergrund der brisanten Situation, die von der ganzen Welt mit Sorge betrachtet wird, kochen die Konfliktpotenziale nun richtig hoch. Am 23. Oktober meldete die philippinische Küstenwache am Sonntag, dass zwei ihrer Schiffe nahe eines Atolls, auf das auch China Anspruch erhebt, von eine chinesischen „Seemiliz“ gerammt worden sei. Wer nun Anspruch auf das Atoll hat, China oder die Philippinen, ist ungeklärt.
Wesentlich brisanter ist nun, was auf und über diesem wichtigen Meer zwischen Chinesischen Marinestreitkräften und Schiffen und Kampfjets der US-Streitkräfte stattfindet. Das US-Militärkommando für den indischen und pazifischen Raum meldete am Donnerstag, dass ein sehr gefährliches Luftmanöver zwischen einem chinesischen „J-11“ Kampfjet und einem US-amerikanischen „B-52“-Bomber stattgefunden hat.
Nach Darstellung der Amerikaner habe sich der Pilot des chinesischen „J‑11“-Kampfjets dem US-Flugzeug in „schlechter Flugpraxis“ sowie „unsicherer und unprofessioneller Weise“ bei eingeschränkter Sicht, in der Nacht, bis auf etwa drei Meter genähert haben. da es nachts geschah und die Sicht sehr schlecht, ist nicht so genau zu sehen, was da passierte. Diese Manöver, so kritisiert die USA, verstoße gegen die internationalen Regeln für Flugsicherheit. Der Vorfall ist auf Video festgehalten:
Zu dieser Zeit hielt sich der chinesische Außennminister Wang Yi in den USA auf, genauer in Washington zu Gesprächen mit US-Außenminister Antony Blinken. Am nächsten Tag, Freitag, stand ein Treffen mit dem Sicherheitsberater des US-Präsidenten Joe Biden, Herrn Jake Sullivan an. Man traf sich im Weißen Haus.
Das soll aber mittlerweile immer wieder und von beiden Seiten geschehen. Ebenfalls am Donnerstag stellte das chinesische Verteidigungsministerium ein Video online, das eine solche, absichtlich herbeigeführte Beinahe-Karambolage durch den amerikanischen Zerstörer „Ralph Johnson“ herbeigeführt wurde. Das amerikanische Kriegsschiff kreuzte mit einer scharfen Wendung in den Fahrtweg des chinesischen Zerstörers „Guilin“. Eine reine Provokation. Das Video zeigt mehrere Situationen, wo die eine Seite die jeweils andere massiv provoziert. Jede Seite macht die andere für die brisante Lage in der Region verantwortlich. Mao Ning, die Außenamtssprecherin Chinas, sagte dazu:
„Dass ein US-Militärflugzeug den weiten Weg bis vor die Haustür Chinas auf sich nimmt, nur um Stärke zu zeigen, sei die Ursache für das Sicherheitsrisiko zu Wasser und in der Luft. (…) China wird seine Integrität weiter schützen.“
Um das zu Untermauern. wurde ein Video wurde vom staatlich chinesischen Fernsehen (CCTV) am 24.20.23 online gestellt und beginnt mit einer Aufnahme – ebenfalls über dem Südchinesischen Meer – vom 19. August. Was man sieht: Die USS Ralph Johnson, ein Zerstörer der Arleigh-Burke-Klasse, bewegt sich sehr nahe an dem chinesischen Kriegsschiff. Es ist offensichtlich eine Antwort auf das Video von der Begegnung des chinesischen Kampfjets mit dem der USA. Offensichtlich will man sich hier gegenseitig der Provokation beschuldigen.
Hier kann man sich das Video des Chinesischen Verteidigungsministeriums anschauen. Und das ist der englischsprachige Bericht auf der Webseite des Ministeriums der Volksrepublik China.
China zeigt sich auch gegenüber philippinischen Schiffen schnell verärgert und es kommt in letzter Zeit eigentlich andauernd zu mehr oder weniger gefährlichen Situationen, die schnell als Kriegsgrund genutzt werden könnten. Jede Seite stellt die andere als verantwortungslose Rowdies dar, und so hat das US-amerikanische Verteidigungsministerium eine Seite publiziert, auf der man verschiedene chinesische, provokante Manöver als Fotos und Videos absehen kann. Das Verteidigungsministerium schreibt:
Die freigegebenen Bilder und Videos wurden während rechtmäßiger US-Luftoperationen aufgenommen, bei denen PLA-Betreiber nötigende und riskante Aktivitäten ausübten, einschließlich rücksichtsloser Manöver, enger Anflüge bei hohen Geschwindigkeiten in der Luft, Lösen von Objekten und Projektilen wie Fackeln und anderem gefährlichen Verhalten.
Das sind in der Tat auch für einen Laien ersichtlich gefährliche Flugmanöver. Auf diesem Video fliegt ein chinesischer Kampfpilot dermaßen in die Flugbahn des amerikanischen Piloten und direkt vor seine Nase, dass der amerikanische Kampfjet eine Ausweichbewegung machen musste, um nicht zu kollidieren:
freigegebene Bilder und Videos des US-Defence Departments
Die Hoffnungen, die manche hegten, dass mit Joe Biden eine neue US-Außenpolitik beginnen würde, die mit Augenmaß und Verständigung die Konfliktherde in dieser Welt entschärfen würde, sind enttäuscht worden. US-Außenminister Blinken ließ schnell durchblicken, das die USA im Südchinesischen Meer sogar einen Konflikt suchen werden, um „an der Seite der südostasiatischen Kläger zu stehen“, und sich in die Gebietsstreitigkeiten über die verschiedenen Inseln zwischen China und den Anrainerstaaten einzumischen. Die Philippinen, Brunei, Vietnam, Malaysia und Taiwan haben überlappende Ansprüche. Amerikas Einmischung geschieht einerseits, um China zu schwächen, andererseits um sich Verbündete an der verwundbaren Ostseite Chinas am Meer auf sich einzuschwören. Und besonders die Philippinen bestehen auf ihren Ansprüchen und können sich auf die USA und ihre Kriegsmaschinerie verlassen.
Der Inselstaat Philippinen erfreut sich jetzt wachsender Unterstützung von den USA und von verbündeten, gleich gesinnten Anrainerstaaten und nimmt eine wesentlich entschlossenere Haltung gegenüber China ein. Aber Manila muss auch hohe Risiken einrechnen. Es hat auch Militärbasen in der Nähe von Taiwan, wo die US-Streitkräfte als befreundete Streitmacht aus und ein gehen – was der Volksrepublik China ein Dorn im Auge ist. Es ist abzusehen, dass China irgendwann zum Angriff übergeht, zumal sich die Großmacht USA und ihre kriegsmüden Verbündeten in der Ukraine ziemlich blamieren. Die USA sind militärisch angeschlagen und wirtschaftlich nicht gesund.
Zur Zeit scheint es noch eher darum zu gehen, Muskeln zu zeigen und mit Provokationen bis an die rote Linie zu gehen, aber nicht darüber. NOCH nicht. Sollte die US-geführte Unterstützungsfront der Ukraine eine erkennbare Niederlage gegen Russland einfahren, ob diese nun offen eingestanden wird oder nicht, ist die „Weltmachtstellung Nummer 1“ der USA vorbei. Dann steht der Kaiser nackt da und es würden auch die ostasiatischen Verbündeten der USA die Zeichen der Zeit erkennen und eine vorsichtige Wende zur Annäherung und Verständigung mit China einläuten. Das wäre eine gewaltige Machtverschiebung und vielleicht eine Art Zeitenwende.