CDU sorgt für Empörung: Wahlkampf-Messer mit Aufdruck „Solingen“ kurz vor Anschlag-Jahrestag verteilt

Eine Wahlkampfaktion der CDU in Solingen hat bundesweit für Irritationen und Kritik gesorgt. Parteimitglieder hatten in der Innenstadt Küchenmesser mit dem Aufdruck „Solingen“ als Werbegeschenke verteilt – ausgerechnet wenige Tage vor dem Jahrestag des rassistisch motivierten Brandanschlags von 1993, bei dem fünf türkischstämmige Mädchen und Frauen ums Leben kamen. Viele Bürgerinnen und Bürger, darunter auch Vertreter der türkischen Gemeinde, reagierten schockiert auf die Aktion und warfen der CDU „unsensibles Verhalten“ vor.
Die Stadt Solingen ist weltweit bekannt für ihre Messerindustrie, weshalb der Name häufig in Verbindung mit Schneidwaren auftaucht. Dass die CDU jedoch kurz vor einem der dunkelsten Jahrestage der Stadt Messer als Wahlgeschenk auswählte, halten Kritiker für pietätlos. „Man hätte jedes andere Werbemittel nutzen können – Kugelschreiber, Taschen oder Prospekte. Aber Messer ausgerechnet in dieser Woche zu verteilen, ist ein fatales Signal“, erklärte ein Sprecher der Opferinitiative.
Die CDU Solingen verteidigte sich zunächst und betonte, man habe lediglich die traditionelle Bedeutung Solingens als Klingenstadt hervorheben wollen. Nach der massiven Kritik kündigte der Kreisverband jedoch an, die Aktion sofort zu stoppen und die restlichen Messer nicht weiter zu verteilen. „Wir bedauern die entstandenen Irritationen ausdrücklich und bitten um Entschuldigung, wenn Gefühle verletzt wurden“, hieß es in einer Stellungnahme.
Politische Gegner reagierten prompt. Vertreter von SPD, Grünen und Linken warfen der CDU mangelndes Fingerspitzengefühl vor. Auch bundesweit stieß die Aktion auf Kopfschütteln. „Wahlkampf darf nie auf Kosten der Würde von Opfern geschehen“, erklärte etwa die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung.
Der Vorfall zeigt einmal mehr, wie stark Symbolik und Erinnerungskultur in Solingen auch 30 Jahre nach dem Anschlag präsent sind. Die Debatte dürfte anhalten – und die CDU steht nun vor der Aufgabe, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen.