In Sachsen-Anhalt wächst die Sorge vor einem Kahlschlag im Sozialsektor. Hintergrund sind Sparpläne der Bundesregierung von SPD, Grünen und FDP bei den Jugendfreiwilligendiensten und dem Bundesfreiwilligendienst. „Ob im Gesundheitsbereich, in der Jugendarbeit, im Sport oder in der Kultur: Freiwilligendienstleistende leisten einen unverzichtbaren Beitrag zum gesellschaftlichen Leben in unserem Land“, sagte Sozialstaatssekretärin Susi Möbbeck (SPD) der in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Zeitung (Mittwochausgabe) in Halle. „Wir halten Kürzungen bei den Freiwilligendiensten daher für kontraproduktiv und setzen auf ihre Rücknahme im parlamentarischen Verfahren.“ Am Donnerstag soll der Haushaltsausschuss des Bundestages final über die Sparpläne entscheiden.Betroffene Einrichtungen und Dienste warnten vor tiefen Einschnitten. Landesweit drohten rund 600 Stellen in Freiwilligendiensten wegzufallen, warnte Awo-Vorstand Steffi Schünemann dem Blatt. Allein bei der Awo seien 60 von 180 Stellen betroffen. „Die Kürzungen in dieser Größenordnung wären ein sozialer Kahlschlag mit massiven Folgen für die jungen Menschen und die gesamte soziale Infrastruktur“, sagte Schünemann. „Den jungen Menschen wird die Möglichkeit zum Lernen, Ausprobieren und zur Orientierung genommen.“ Einsatzstellen wie Kitas, Pflegeeinrichtungen, Jugendeinrichtungen, Schulen und Krankenhäusern gingen wichtige Helfer und perspektivisch auch Nachwuchskräfte verloren. „Es ist absurd, wenn zum einen immer wieder die Einführung eines sozialen Pflichtjahres diskutiert und auf der anderen Seite jungen, motivierten Menschen die Chance auf ihr Engagement genommen wird“, so Schünemann.Die Bundesregierung will in den Jahren 2024 und 2025 insgesamt 113 Millionen Euro einsparen, das entspricht ungefähr einem Drittel der bisherigen Ausgaben für das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ), Freiwillige Ökologische Jahr (FÖJ) und den Bundesfreiwilligendienst (BFD). Allein in Sachsen-Anhalt arbeiten derzeit gut 1.200 junge Erwachsene im FSJ, 138 sind es laut Landessozialministerium im FÖJ. Hinzu kommen 1.500 Stellen im altersunabhängigen Bundesfreiwilligendienst.
Mitteldeutsche Zeitung