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von Niki Vogt
Die Grünen sind auf dem Weg zu einer Partei mit einer einstelligen Zustimmungszahl. Irgendwie geht ihnen das tapfere Kernklientel auch langsam von der Fahne. Die Industrie schäumt und selbst Spitzenleute der Deutschen Wirtschaft reden plötzlich unmissverständlich Klartext. Nichts mehr mit höflicher Contenance. Jetzt zeigt sich, dass die großspurige „Wärmewende“ auch noch eine Schneise der Zerstörung in der deutschen Heizungsindustrie und in deren Auswirkung auch auf den Immobilienmarkt geschlagen hat. Jedem Mitdenkenden war das klar. Der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) legte am vergangenen Montag seine neueste Statistik der Verkäufe vor. Eine Katastrophe …
… und eine Schallende Watsch’n für Bundeswirtschafts- und Energieminister Robert Habeck
Die deutschen Hersteller dieser Branche konnten nur noch 57 Prozent der Letztjahresmenge der Heizgeräte aller Art verkaufen. Ein Einbruch um 43 Prozent, das ist ein veritables Desaster. Die größte Blamage für die grüne Wärmewende: Die einzigen Geräte, die ein wenig Zuwachs für die gebeutelte Branche einbrachten, sind Ölheizungen. Ausgerechnet Ölheizungen, neben Kohleheizungen die allerschlimmsten „Klimakiller“ und Lieblingsfeinde der Grünen. Am deutlichsten verlor aber die Wärmepumpe, 54 Prozent weniger wurde verkauft und eingebaut. Und: Es wird nicht besser, sondern noch schlimmer, sagt der BDH-Hauptgeschäftsführer Markus Staudt, diese Talfahrt hat sich zur Jahresmitte noch einmal beschleunigt.
Im ersten Halbjahr wurden nur noch 378.000 Heizungen verkauft, für das ganze Jahr erwartet der BDH nur noch einen Absatz von 750.000 Heizungen. Und Herr Minister Habeck hatte doch eine Beschleunigung der Wärmewende angekündigt …?
500.000 Wärmepumpen sollten pro Jahr neu gekauft und eingebaut werden, um die ehrgeizigen Klimaziele zu erreichen. Doch mehr als 200.000 Wärmepumpen werden die Bürger wohl nicht haben wollen. Die Heizungsbranche hatte sich so sehr auf die Wärmewende verlassen – und bleibt nun auf den Wärmepumpen sitzen. Der Goldrausch ist verweht, das investierte Geld liegt als unverkäufliche Ware in den Lagern und fehlt überall. Jetzt drohen in den Betrieben Kurzarbeit und Kündigungen. Da wird der Kunde wohl noch länger warten müssen, bis ein Handwerker erscheint, wenn irgendeine Reparatur ansteht.
Doch auch andere Heizungen werden deutlich weniger verkauft
Aber auch Gas-Heizungen laufen nicht mehr. Im ersten Halbjahr brach der Umsatz ebenso drastisch ein, wie bei den Wärmepumpen, um 42 Prozent. Und der Verkauf der Biomasse-Heizungen brach sogar um 74 Prozent ein. Von wenigen Stücken, die noch an den Mann gebracht wurden, war die Hälfte Holzpelletsheizungen.
Die BILD titelt: „Habecks Heizungswende vor dem Kollaps“ und metaphert amüsiert: “Bei der Heizungswende ist der Ofen aus: Nach drei Jahren Boom ist die Energiewende im Heizungskeller zum Stillstand gekommen. (…) Die Modernisierung ist auf das Niveau des Jahren 2019 zurückgefallen. Das einzige Wachstum gibt es ausgerechnet bei den unter Klimaschützern verhassten Ölheizungen.“
Der Hersteller Vaillant wird 700 Stellen ersatzlos streichen, davon 300 in Deutschland.
Der „Vorzieh-Effekt“ war absehbar und kurzlebig – die Hausbesitzer warten ab
Die Lage ist keine Überraschung. Als Minister Habeck und Co verkündete, man werde ab einem bestimmten Zeitpunkt die fossilen Heizungen stilllegen, gerieten einige Hausbesitzer in Panik und besorgten sich sofort diese Wärmpumpen, bevor es keine mehr geben könnte. Nachdem dieses Klientel bedient worden war, flaute der Umsatz stark ab. Im Gegenteil: Andere kauften schnell noch eine Ölheizung, damit sie innerhalb der Zeit bleiben, wo sie noch nicht unter eine Wärmepumpenpflicht fallen. Schnell noch eine Ölheizung her, bevor die verboten werden und man nur noch eine Wärmepumpe kaufen muss und kann. Und die Dinger sind teuer. Die meisten Hausbesitzer sehen die ganze Sache skeptisch, weil niemand den Grünen wirklich Sachverstand zutraut und auch das Hin-und-Her verunsichert. Erst wurden Pelletheizungen als nachhaltig eingestuft, dann wieder nicht, weil eben doch Holz verbrannt würde, dann aber wieder doch erlaubt …
Rein in die Kartoffeln, raus aus den Kartoffeln … der deutsche Michel will nicht mehr
Was gestern okay war, ist heute verboten und morgen wieder für die nächsten -zig Jahre vorläufig erlaubt. Besonders in den alten/neuen Bundesländern sind die Grünen unbeliebt und die Leute nicht dumm. Sie spielen auf Zeit. Und wenn sie etwas Neues brauchen, holen sie sich eine neue Brennwert-Therme, dann können sie diese 30 Jahre betreiben und in 30 Jahren kräht kein Hahn mehr nach Habeck und den Grünen.
Leute, die ganz neu gebaut haben, haben aber das schwarze Pinnchen gezogen: Bei ab Januar 2024 neu gebauten Häusern ist der Bauherr/Hauseigentümer verpflichtet, nur noch solche Heizungen zu installieren, die zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Also nicht aus Öl oder Gas, sondern vornehmlich aus Ökostrom.
Da man aber nicht weiß, was denn nun am Ende gilt, sowohl im Heizungsbereich, als auch bei der Wärmedämmung, hält man einfach die Füße still. Spricht man mit den Leuten, kommt fast immer dieselbe Überlegung: Würde man all das jetzt umsetzen, was die Grünen schon so gefordert haben und vorschreiben wollen, würde das unkalkulierbar teuer werden. Man müsste praktisch fast sein Haus noch einmal bezahlen. Und die wenigsten können das aus eigenen Mitteln.
Jeder Vernünftige sieht: Das Ganze ist nicht umsetzbar
Also müsste ein Kredit aufgenommen werden. Und den muss man abzahlen können. Außerdem haben die Bürger noch im Gedächtnis, dass schon des Öfteren mit opulenten Fördermitteln geworben wurde, dass aber die Fördertöpfe zu schnell leer waren. Das insbesondere zu einer Zeit, wo in der Ampelregierung kaum noch gelingt, einen tragfähigen Haushalt aufzustellen.
Und nicht zuletzt ist es ein offenes Geheimnis, dass es gar nicht so viele Handwerker gibt, schon gar nicht Fachleute, die sich mit dem „neuen Heizungs-Kram“ wirklich auskennen. Und die Handwerksbetriebe können ihre Mitarbeiter kaum für Weiterbildung freistellen, man muss heute schon Monate warten, bevor mal der Geselle Ekkaaaht von Meister Rööörich, Gas-Wasser-Scheiße kommt, um ganz normale Reparaturen auszuführen oder einen neue Wasserhahn anzubringen.
Laut dem Heizungsverband sind die Hälfte aller Heizanlagen technisch veraltet
Es ist also in Wirklichkeit noch krasser: In Deutschland sind 21,5 Millionen Heizungen technisch veraltet. Und wenn das Ding gar nicht mehr geht, dann greifen die Leute eben nicht zur Wärmepumpe, sondern kaufen eine Ölheizung. Und so wird die böse Ölheizung eben nicht bis nächstes Jahr praktisch verschwunden sein, sondern nach wie vor Silber gewinnen – auf dem zweiten Platz (23%) hinter Gold für die Gastherme mit (50%) und weit vor Platz drei der Heizmöglichkeiten, der Fernwärme (15%).
Der Bundesverband der Energie und Wasserwirtschaft (BDEW) hat im November 2023 Zahlen bekannt gegeben, die Klimaschützer erschrecken lassen. „Jede dritte Heizung ist älter als 20 Jahre“, ließ Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae die Öffentlichkeit wissen.
Bis 2045 soll Deutschland klimaneutral heizen. Das Wärmeplanungsgesetz ist zusammen mit dem Gesetz für erneuerbares Heizen am 1. Januar 2024 in Kraft getreten. Die Städte und Gemeinden in Deutschland sollen eine lokale Wärmeplanung bekommen. Allerdings sollen die PLÄNE dazu bis Mitte 2028 vorliegen. Alle 11.000 Kommunen Deutschlands.
„In Großstädten (Gemeindegebiete mit mehr als 100.000 Einwohnern) sollen sie bis zum 30. Juni 2026 vorliegen, in Gemeinden mit weniger als 100.000 Einwohnern bis zum 30. Juni 2028. Kleinere Gemeinden (unter 10.000 Einwohner) können ein vereinfachtes Wärmeplanungsverfahren vornehmen. Darüber entscheiden die Länder.“
Es sieht aber so aus, als dass das eben nicht so einfach geht. Es wird noch eine Menge Nachbesserungsbedarf geben, es gibt schon jetzt kaum Handwerker, die Zeit haben und das alles können. Die meisten halten einfach die Füße still und warten. Einfach, weil zum ersten die Gemengelage noch recht unüberschaubar ist und zum Zweiten will man nicht große Geldsummen in eine Wärmewende investieren, die sich am Ende als unnötig oder gar gefährlich erweist.
„Sollten Immobilien-Eigentümer den kommunalen Wärmeplan abwarten? Viele Immobilieneigentümer hoffen, dass die kommunale Wärmeplanung ihnen Orientierung für den Heizungsaustausch bietet.“ Fragt das Handelsblatt am 10. Oktober 2023 und trifft dabei die allgemeine Stimmungslage. Die ist nämlich mehr als nur unruhig und zögerlich.
Immobilienmarkt: „Es wird noch bitter werden“
In einem anderen Handelsblattartikel warnt der Chef der großen Wohnungsvermietungs-Firma Vonovia, Rolf Buch, vor wenigen Tagen, dass die Immobilienpreise noch deutlich tiefer fallen werden, die Mieten aber steigen. „Wir werden in den kommenden Monaten und eventuell im nächsten Jahr extrem viele Pleiten sehen.“ Vonovia, so meint er, hat seine Wertkorrekturen am Immobilienbesitz vorgenommen und andere müssen und würden nun noch nachziehen.
Junge Leute bauen nicht mehr und kaufen nicht mehr. Ein Haus komplett aus Eigenkapital zu bauen oder zu kaufen … wer kann das? Und ein Darlehen von der Bank hat verdammt hohe Zinsen, da bleibt zu wenig zum Leben. Kaufen sie aber ein erschwingliches, altes Haus, ist dessen Dämmung und Heizsystem eben komplett veraltet und muss auf den heutigen, grünen Stand gebracht werden, was enorm teuer ist.
Die Hausbesitzer hingegen wollen die Häuser nicht zu niedrigen Preisen abgeben und lieber warten, bis sich alles vielleicht wieder normalisiert. Hausbesitzer, die wissen, dass sie die Finanzkraft zur Modernisierung, Dämmung und Wärme nicht haben, versuchen, es zu verkaufen, aber doch noch so, dass sie davon Gewinn haben. Dafür finden sich aber kaum Käufer.
Oder, wenn die Immobilie gut gedämmt ist und über ein modernes Heizsystem verfügt, will man deutlich teurer verkaufen, als die Marktpreise es hergeben. Das ist die Gruppe, die dann die Immobilie quasi vom Markt nimmt, bis bessere Tage kommen.
Die Entwickler, also die, die sich im Wohnungsbau bewegen, kommen zwischen die Fronten. Die Vorschriften der kommunalen Wärmepläne werden noch lange auf sich warten lassen, bevor wirklich diesbezüglich Klarheit herrscht und Taten folgen. Die Konsequenz, es wird in dieser Unsicherheit nicht mehr viel neu gebaut. Die Gefahr für die Wohnungsnot und damit das Explodieren der Mieten, ist die Folge. Das bedeutet, dass die Wohnungsnot noch größer wird, und dass Vermieter, ob nun als Einzelperson oder eine Wohngesellschaft, die Mieten immer weiter nach oben treiben. Was rar ist, wird teuer. Das war schon immer so.
Man kann also mit Fug und Recht sagen, dass die Ampelregierung auch auf dem Immobilienmarkt ein heilloses Desaster angerichtet hat, was sehr wahrscheinlich noch deutlich schlimmer werden wird.