In Sachsen-Anhalt werden immer mehr Medikamente knapp. Betroffen sind aktuell vor allem Arzneimittel für Kinder. Schon jetzt fehlen bestimmte Fiebersäfte mit den Wirkstoffen Paracetamol und auch Nasensprays sind schwer zu bekommen. „Wir haben zunehmend Probleme damit, dass Hersteller Arzneimittel nicht liefern können“, sagt Lars-Alexander Mohrenweiser, Vizepräsident der Landesapothekerkammer, der in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Zeitung (Wochenendausgabe). Besonders ärgerlich sei der Lieferengpass aktuell bei Fieber- und Schmerzmitteln für die Kleinsten.
Gründe sieht Mohrenweiser vor allem in der Verlagerung der Rohstoffproduktion in Niedriglohnländer. „Der überwiegende Teil wird heute in Ländern wie Indien oder China produziert – oft konzentriert auf wenige oder sogar einzelne Hersteller.“ Komme es beispielsweise zu Qualitätsproblemen in der Herstellung, reiße die gesamte Kette. Hinzu komme, dass bestimmte Medikamente auch nur noch wenige Hersteller produzieren. „Viele haben sich vom deutschen Markt zurückgezogen, weil sich die Produktion ganz grundsätzlich nicht mehr gelohnt hat.“ Oft können Apotheker auf Alternativen ausweichen, bei Fiebersäften für Kinder beispielsweise auf Tabletten und Zäpfchen. „Aber es wird deutlich schwerer“, so Mohrenweiser.
Die Branche leidet bundesweit seit Jahren unter instabilen Lieferketten. Betroffen sind auch Medikamente für Erwachsene wie Blutdrucksenker oder Antidepressiva und neurologische Arzneimittel. Insgesamt sind laut Landesapothekerkammer aktuell 110 Medikamente oder Wirkstoffe nicht verfügbar.
Mitteldeutsche Zeitung