Verkehrsminister Olaf Lies (SPD): „Wissen um die Belastung, die nächtlicher Fluglärm bei Anwohnern auslöst“ – Land nennt 24-Stunden-Betrieb „Alleinstellungsmerkmal“, erwägt aber, auf Teile des Nachtflugs zu verzichten
Osnabrück. Das Land Niedersachsen will der Frage nachgehen, wie hoch vor allem die nächtliche Lärmbelastung durch den Flughafen Hannover-Langenhagen ist. Wie das Wirtschaftsministerium in Hannover auf Anfrage der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ) bestätigte, läuft momentan die Ausschreibung für ein entsprechendes Gutachten, das laut Land bis zu 250.000 Euro kosten wird.
Wie die NOZ weiter berichtet, sollen die Lärmmessungen möglichst noch in den verkehrsreichsten Monaten dieses Jahres – Mai bis Oktober – erfolgen. Der Flughafen in Langenhagen, Eigenbezeichnung: Hannover Airport, ist der einzige internationale Verkehrsflughafen in Niedersachsen. Das Land ist zu 35 Prozent an dem Airport beteiligt.
Wiederholt sich in Hannover bald das, was kürzlich für den Amsterdamer Großflughafen Schiphol beschlossen worden ist? Bis spätestens Ende 2025 soll es hier keine Nachtflüge mehr geben. Dass es auf Einschränkungen des Nachtflugverkehrs auch in Hannover hinausläuft, ist zumindest nicht ausgeschlossen. „Sollte das Gutachten weiteren Handlungsbedarf und -spielraum aufzeigen, werden in einem zweiten Gutachten die betriebswirtschaftlichen Möglichkeiten des Flughafens untersucht, auf Teile des Nachtflugs zu verzichten“, erklärte Niedersachsens Verkehrsminister Olaf Lies in der NOZ.
Gleichzeitig wies der SPD-Politiker aber auch darauf hin, dass die Lärmgrenzwerte in der aktuellen, noch bis Ende 2029 geltenden Nachtflugregelung bereits strenger gefasst sind als in der vorherigen, bis 2019 gültigen Fassung. So dürften seither die lautesten, bisher aber noch zulässigen Flugzeugtypen am Flughafen Hannover-Langenhagen nachts gar nicht mehr landen oder starten.
„Dass die Grenzwerte eingehalten werden, wird kontinuierlich überwacht. Dennoch wissen wir auch um den Konflikt und die Belastung, die nächtlicher Fluglärm bei Anwohnern auslöst. Wir nutzen daher die Laufzeit der gegenwärtigen Nachtflugregelung, um gutachterlich untersuchen zu lassen, welche Bedeutung der Nachtflug in Hannover künftig haben sollte“, betonte Minister Lies, der den 24-Stunden-Betrieb in Hannover gleichwohl als „Alleinstellungsmerkmal im norddeutschen Luftverkehr“ verteidigte.
Sollten die Gutachter am Ende aber zu dem Schluss kommen, dass die Lärmbelastung nach wie vor zu hoch ist, „wollen wir gemeinsam mit Anwohnern und Flughafen eine für alle Seiten akzeptable Lösung finden, mit der die Situation für längere Zeit befriedet werden kann“, machte Lies deutlich.
Im Jahr 2022 hat es nach Ministeriumsangaben in Hannover-Langenhagen zwischen 22 und 5.59 Uhr insgesamt 13.774 Flüge gegeben. Dabei habe die allgemeine Luftfahrt im Nachtflugverkehr in Hannover nur eine „sehr untergeordnete Rolle“ gespielt. Nachts starten in Hannover neben Frachtflugzeugen vor allem Flüge in die Türkei, die neben dem touristischen Verkehr das stark wachsende Segment von Heimatbesuchen bedienen.
Neue Osnabrücker Zeitung